Mittwoch, 30. November 2011

asith im glück


in einer e-mail hat mir ein freund mitgeteilt, dass er 200 franken spendet, falls ich hier damit etwas sinnvolles tun könnte. das hat mich unheimlich gefreut und gleichzeitig motiviert. ich wusste, dass ich den richtigen kandidaten finden würde.

nach einem intensiven behandlungsprogramm hat der himmel einmal mehr seine schleusen geöffnet und uns beinahe weggeschwemmt. mit kräutertee und einem buch vor der nase haben wir das prasseln an den grossen scheiben dennoch sehr genossen. als es dann endlich zu regnen aufgehört hat, sind wir beide noch einmal dem strand entlang spaziert. der sand unter den füssen fühlte sich tonnenschwer an. langsam brach die nacht aus den dunklen wolken über uns herein. plötzlich holte uns asith ein. auch er wollte sich noch ein wenig die füsse vertreten. zwischen den hohen palmen leuchteten kitschig farbige lichterketten aus einer nahen hotelanlage. diese gehöre einem ehemaligen klassenkameraden. er sei vermutlich in der schule der dümmste gewesen und jetzt sei er der reichste von allen. (welcher bauer hat die grössten härdöpfel?) das nötige geld hätten ihm ausländische investoren verschafft. und er als klassenbester hätte es gerademal bis zum abteilungsleiter der textilfabrik gebracht. das ärgere ihn doch sehr.

asith freute sich an der konversation mit uns. wir staunten über sein relativ gutes englisch. mit vater und mutter, seiner jungen frau und einem jüngeren bruder bewohne er ein kleines haus. sein bruder sei leicht behindert, wäre zeitweise gelähmt gewesen und könne jetzt aber wieder aufrecht gehen. dank der hilfe seines dorfvorstehers hätte er mit spezieller hilfe trotzdem die schule besuchen können. alle würden ihn sehr lieben, weil er ein fröhlicher kerl sei. asiths frau hat kürzlich eine fehlgeburt erlitten. sie würden jetzt aber mit der familienplanung noch etwas zuwarten, bis er allenfalls etwas geld angespart hätte. nur zu gerne würde er sich weiterbilden, damit er einmal eine bessere stellung in der kleiderfabrik erlangen könnte. 


ob er ein fahrrad besitze? nein, das sei dann doch zu teuer. 50 franken kostet hier ein neuer drahtesel. also machte ich ihm die offerte, dass wir ihm diesen fahrbaren untersatz spenden könnten. ungläubig schaute uns assid an. dann schien in seinem kopf etwas vorzugehen. er suchte nach den richtigen worten und erklärte uns etwas verlegen, dass er diesen betrag doch lieber für gezielte weiterbildung einsetzen würde. in colombo könnte er eine textilfachschule besuchen. einen ersten kurs habe er bereits mit diplom absolviert. der nächste einjährige lehrgang fange jetzt im dezember an. weil diese module (seine worte) jeweils an sonntagen vermittelt würden könnte er seine normale arbeitswoche von 6 tagen wie bisher absolvieren und so die existenz seiner eltern absichern. insgesamt kostet diese ausbildung umgerechnet rund 800 franken. bücher würde er keine kaufen, weil er bereits ausfindig gemacht hat, dass er die ganze literatur der zu lernenden fächer im internetcafé runterladen und ausdrucken könne.


gesagt getan: wir sicherten ihm diese ausbildung per handschlag zu. morgen abend solle er uns alle daten bringen, damit wir die notwendigen vorkehrungen treffen können. noch selten habe ich trotz dunkelheit ein so strahlendes gesicht gesehen. asith versicherte uns, dass er noch nie in seinen 29 jahren jemanden um etwas gebeten habe, dass er auf jeden fall sein bestes geben würde, dass er heute abend absichtslos an den strand gegangen und jetzt als glücklichster mensch mit der überraschenden nachricht nach hause eile. seine frau werde ihm ganz sicher um den hals fallen. er kann sein glück kaum fassen und rechnet uns vor, dass er schon am nächsten sonntag nach colombo zum lernen fahren würde. 


ein schützling mehr in unserem projekt www.perspektiven-in-asien.ch

alt gr 2 = @

ein langure

vor 40 jahren ist es geboren, das kleine symbol, das die welt der kommunikation verändert hat. die rede ist vom @, dem affenschwanz. und heute haben wir das original auf dem dach erwischt und abgelichtet. so richtig erfreut schaute er allerdings nicht drein. bleibt mir nur zu hoffen, dass der frechdachs sich nie an mein kleines netbook heranmacht. kürzlich sei er in ein zimmer eingebrochen, habe dort die blumen aus der vase gerissen und das wasser genüsslich ausgetrunken.

heute schien endlich wieder einmal die sonne vom frühen morgen bis zum abend. ein starker wind verhinderte das unangenehme schwitzen. so richtiges ferienwetter. doch bis es zum faulenzen, lesen und musikhören auf dem liegebett kam, mussten erst ein paar lange behandlungen durchgestanden werden. neu auf dem programm waren die heissen reis-kräuter-stempel, verteilt über den ganzen leib. und das ausharren im gedeckten dampftank verdiente eigentlich eine medaille. wenigstens durfte ich vor dem mittagessen meine füsse in einem irdenen topf mit warmem wasser und vielen blättern, die grad vor der nase auf dem sand wachsen, stecken. eines steht fest: ich kann nur schöner werden!



Montag, 28. November 2011

grosse armut


arun, unser kellner bietet uns an, dass seine mutter für uns eine hauseigene gewürzmischung rösten und mörsern wird. die übergabe soll aber im geheimen geschehen, weil die angestellten keinen persönlichen kontakt zu den gästen halten sollen. wir werden das kind schon schaukeln. im gegenzug werde ich ihm unter dem tisch ein paar babykleider für seine 10 monate alte tochter durchschieben. arun ist noch nie ausserhalb sri lankas gewesen. als buddhist aber mache er doch ab und zu einen ausflug mit seiner frau zu religiösen pilgerstätten. der zug hier sei wirklich billig, so könne er sich das auch leisten.

weniger gut haben es die menschen, die wir heute am feierabend wenige meter von unserem hotel getroffen haben. es ist ziemlich gefährlich, bei linksverkehr die stark befahrene hauptstrasse zu überqueren. wir betreten erst einmal den kleinen laden, der von allem ein bisschen was feil hat. der besitzer ist ein freundlicher, hagerer mann mit wenig verbliebenen zähnen. er spricht immerhin ein paar brocken englisch. ja, der tsunami habe ihm seine frau und seinen sohn genommen. er zuckt lakonisch mit den schultern. die grossen hereinfallenden wellen seien einfach nur schrecklich gewesen. ein mädchen mit verbogener brille verlangt mit einer leeren halbliter petflasche kokosöl. für einen viertel inhalt bezahlt sie 50 rupiah, etwa 40 rappen. die mutter wartet schon im haus nebenan, wo sie so was wie ein restaurant betreibt. gäste sind aber keine in sicht. ein paar schritte weiter werden wir von einer gruppe neugieriger männer angesprochen. es scheint, dass sie noch nicht sehr viele touristen von nah gesehen haben. alle sind stark dunkelhäutig. wie immer bin ich sehr neugierig und will wissen, wie die hinter schäbigem, blindem glas ausgestellten teigkörbchen zustande kommen würden. und schon erhalte ich eine eigens für mich veranstaltete demonstration. etwas reismehl, vermischt mit kokosmilch, salz und zucker wird in einge kleine hochwandige runde pfanne gegossen, übers feuer gehalten, geschickt gedreht und ausgeschüttet und schon steht das kunststück mit dem namen 'hopper's da, als wäre es vom sprüngli, versehen mit einem teuren preisschild. einer der männer kann als koch in einem naheliegenden hotel arbeiten. sechs tage die woche für umgerechnet 120 franken im monat. ‚willst du eine kokosnuss? du musst nichts bezahlen’ werde ich gefragt. je ärmer, je grosszügiger. sein kumpel hat drei kinder, die uns alle mit ihren grossen, schwarzen kulleraugen anstarren. direkt hinter dem haus zeigen sie uns das eben erst fertigmontierte geleise, wo demnächst der schnellzug von colombo an die südküste brausen wird. die alten schienen wurden ebenfalls vom tsunami weggefegt. und so hausen die menschen künftig eingeklemmt zwischen einer stark befahrenen strasse und einer neuen zugslinie.

ganz benommen von der grossen sichtbaren armut gehen wir zu unserer luxusherberge zurück. keiner der auf ihren rostigen fahrrädern vorbeiradelnden männer trägt schuhe. der krasse unterschied ist kaum auszuhalten. also bereite ich wenigsten einen sack mit kleidern für die jüngste der besuchten familie zu, den ich in den nächsten tagen hinüber bringen werde. und dann setzen wir uns an den weiss gedeckten tisch mit stoffservietten direkt am meer. das stimmt sehr nachdenklich!

Sonntag, 27. November 2011

zur ansicht

ayurvedischer zmorge 
so schön kann vorspeise aussehen

mein glücksbringer

meditation

wer erkennt mich?

nota bene

aussicht beim chi gong üben

achtung: frisch gestrichen!

was ich noch sagen wollte

nach dem sturm

der jaggery man

vom edlen spender

ein fischerboot

zmittag

weise worte

vom flohmi mitgeschleppt

Samstag, 26. November 2011

allerlei getier


kürzlich kroch eine relativ kleine, dünne, schwarze schlange dem pool entlang. niemand hat gross davon notiz genommen. wir leben hier ja in den tropen. im zimmer meldet sich pünktlich jeden abend ein gecko, was bekanntlich ein gutes zeichen sein soll. durch die lüfte schwingen sich immer wieder mal vögel mit bunten federn. ein jeder piepst auf seine art. auf dem geäst der palme beim openair essplatz turnen regelmässig ein paar streifenhörnchen. sie sind wahre künstler. manchmal scheint es, als warteten sie auf klatschenden beifall. jedenfalls äugen sie erwartungsfroh zur tafelrunde. im winzigen bassin auf dem weg zu den behandlungen bleibe ich jedesmal stehen, um für ein paar momente den goldfischen zuzusehen. in diesem teich herrscht ein achtungsvolles, älteres, geflecktes exemplar, das kontinuierlich die ihn umschwärmenden winzlinge seiner art auffrisst. bislang habe ich erst einen einzigen schmetterling gesichtet, dafür aber einen riesengrossen. dewa, die zum haus gehörende dickliche hündin, die die selbe ockerfarbe wie der sand am meer trägt, hat sich inzwischen mit mir angefreundet, oder besser gesagt ich mit ihr. jetzt liegt sie jeden abend auf der matte vor unserem zimmer und beschützt uns. nach wie vor lauert unser kleiner hauskrebs im badezimmer und freut sich über jeden besuch von uns. das sind viele, denn die naturmedizin ist harntreibend. milimeterkleine ameisen jeglicher couleur ziehen ihre strassen über alles, was sichtbar ist. beim morgendlichen anziehen der unterwäsche ist vorsicht geboten, will man kein risiko für neue stiche eingehen. von den einbrechenden mücken bei anbruch der nacht will ich nichts weiteres berichten. wir sind uns gegenseitig spinnefeind. ich selber gehe seit der letzten senfpastenwickelbehandlung auf elefantenfüssen durch die gegend. ob die je wieder abschwellen werden? und seit ein paar stunden sind neue kurgäste eingetroffen. aber diese gehören einer anderen spezies an und werden später eingehender beschrieben.

Freitag, 25. November 2011

panchakarma - shirodhara


eine ernsthaft durchgeführte ayurvedakur, panchakarma genannt,  ist wahrhaftig kein sonntagsspaziergang. bereits um 7 uhr begann heute die halbe stunde meditation, gefolgt von einer halben stunde tai chi. beides im oberen stock des offenen strohhauses, dirkt am meer. beides finde ich weniger anstrengend als yoga. ab und zu blinzle ich übers offene meer.

nach der grünen suppe und den weichen böhnchen geht’s nahtlos weiter. die reizende dr. padmini wartet bereits mit gezückten nadeln. bin ich denn ihre persönliche dart-scheibe?? nach der sehr angenehmen gesichts- und fussmassage sehe ich mit spannung der ersten ölstrahlmassage, shirodhara genannt, entgegen. nachem die augen und ohren gut abgedeckt wurden rann das schier heisse öl im strahl auf den punkt zwischen den beiden augen. ein seltsames, leichtes gefühl durchströmte mich. für ein paar weitere stunden wurden die haare anschliessend mit einer zugeknoteten haube bedeckt, so dass auch hansjürg wie die leibhaftige witwe bolte ausschaute.

inzwischen hatte sich ein heftiger sturm zusammengebraut. der wellengang wurde immer höher, das tosen lauter. beim schweigenden mittagessen der wiederum neuen aufgetischten köstlichkeiten, die das vegi hiltl leicht in den schatten stellen können, konnte ich mir annähernd vorstellen, wie das beim nahen der tsunamiwellen vor sich ging. unser jetziger aufenthaltsort wurde damals verschont. hingegen ging das wasser im nachbarort einen kilometer weit landeinwärts und richtete unvorstellbare schäden an. der wetterbericht im internet verheisst auch jetzt nichts gutes. und so hat sich der yogalehrer für die heutige abendstunde vorsorglich schon mal abgemeldet.

heisse kräuterwickel auf dem steissbein, eine relaxmassage und ein kräuterdampfbad am nachmittag machten mich dermassen müde, dass ich bei meinem mitgenommenen taschenbuch immer noch auf seite zwei stehe. seis drum….

Donnerstag, 24. November 2011

das glück in der hand


heute am frühen morgen hat mir ein alter fischer am strand ein winziges seepferdchen in die hand gedrückt, das ich trocknen solle. es werde mir glück bringen. in japan sei es brauch, dieses amulett im boot mirzuführen, so dass ein grosser fischfang garantiert sei. das hat mich sehr berührt. 




er befreite zwei riesige langusten aus dem verhedderten netz. ein paar wenige grössere fische und ein paar kleine schwänze waren die magere ausbeute der letzten tosenden gewitternacht. die männer sind alle knochenmager, d.h. vermutlich mausarm. die auslegerbote sind ganz schmal und mit allerlei geäst verknotet und zurechtgezimmert. am rande dieses anlegerplatzes klettert ein mann wie ein affe ganz hoch zur palmenkrone, wo er mit einer machete den weg zum saft aus den blüten schlägt und den nektar in einen eimer rinnen lässt. jaggery, diesen eingekochten palmzuckersaft finden wir hier ab und zu auf den desserts.


toddy man

heute steht ein straffes programm auf dem plan. dazwischen kaum pausen. langsam fühle ich mich wie ein radieschen in der salattunke. rund um mich ist öl und es riecht nach diversen kräutern. zum glück steht einem jederzeit und an einigen orten ausserhalb des eigenen zimmers eine bequeme dusche zur verfügung. dazu kichererbsenmehl, das das öl auf der haut bindet. und unmengen von spezialshampoos und conditioner.

dass eine hundskommune stubenfliege sechs beine hat ist bekannt. spazieren diese viecher jedoch tänzelnd über die augenlider währenddem man straff auf dem rücken auf der massageliege liegt, nimmt man eher einen tausendfüssler wahr. vermutlich zieht sie das warme geruchstarke öl an und gleichzeitig nutzen sie mein ausgeliefert sein schamlos aus. feinde aus meinem früheren leben? dies auszuhalten kommt schon fast einer buddhistischen prüfung gleich. meist aber hege ich düstere mordgedanken, die ich nicht ausführen kann, weil meine arme grad bearbeitet werden.

wenns grad nicht schüttet und der himmel seine schleusen geschlossen hält essen wir abends bei kerzenlicht direkt am meer. zum nachtessen gibt’s eine vorspeise, eine warme suppe und ein dessert. hunger ist trotz kleiner portionen in den vergangenen tagen noch nie aufgekommen.


das auge isst mit

liebevolle dekoration

nach einem langen gespräch und intensiver diskussion mit jürgen, dem besitzer, über das prinzip ayurveda trifft rohan ein. mit ihm besprechen und planen wir anhand von kartenmaterial unsere reise nach der kur. er wurde uns von maria und ihrer schwester martina, die hier den betrieb schmeissen, mit guten referenzen empfohlen. und so wird er uns auf unseren wunsch hin etwas abseits der touristischen trampelpfade erst in den südosten führen, wo die tsunamischäden noch weitgehend sichtbar und die menschen entsprechend arm sind. das ist die gegend wo wir unsere kinderkleider loswerden wollen. später dann in den nahen nationalpark, wo wir uns für eine safari im jeep entschieden haben. und weiter geht’s anschliessend bergwärts in die teahills. gut, dass wir das auch schon unter dach und fach gebracht haben.

Dienstag, 22. November 2011

stichtag


schon vor dem morgenessen stand heute ein hagerer, nicht mehr ganz junger arzt aus dem nachbarort vor unserer tür mit dem auftrag, mir in nüchternem zustand blut abzunehmen. mein blutzucker und mein cholesterinspiegel sollen überprüft werden. dieses war der erste stich!

die nächsten folgten auf dem fuss. unsere schöne ärztin setzte mir akupunkturnadeln von kopf bis fuss. eine jede ein gezielter treffer. autsch….



dank strahlender sonne war das ausprobieren von hansjürgs kamera ein einziger genuss. objekte in vielzahl, ebenso die farben, entsprechend sind die ersten shots gestochen scharf.

hansjürg bestach den boten, der im nächsten ort unsere euros in rupien umtauschte, dass er für ihn auch kamera-batterien einkaufte.

und schon stachen mich ein paar weitere, winzige mücken und rote ameisen. der geruch des massageöls muss ihnen besonders gut schmecken. ich hingegen goutiere deren stiche überhaupt nicht.

zum dessert gabs heute abend eine stichfeste guavacrème.

anstatt einen urchigen jass mit möglichen stichen zu klopfen , steche ich jetzt umgehend auf und nicht unter die decke. es ist immer noch schwülheiss, der tropenregen prasselt aufs glasdach. eine herrliche melodie zum einschlafen. alle bitteren tinkturen und kügelchen sind bereits geschluckt, ich bin gespannt auf deren wirkung. den einen gibts der herr im schlaf....

das volle programm


06.00  raus in den neuen tag. runter ans meer. der ockerfarbene sand ist durchzogen von winzingen spuren. und schon rasen vor uns die kleinen, beinahe durchsichtigen krebse kreuz und quer von schlupfloch zu schlupfloch. am horizont erscheinen die ersten fischerboote. hansjürg startet zu seinem morgendlichen jogging, während ich mich mit dem jungen asith unterhalte. beflissen nutzt er die chance, sein weniges englisch anzuwenden. er arbeitet 6 tage die woche als abteilungsleiter in einer grossen kleiderfabrik, die ausschliesslich für marks & spencer in england produziert. sein lohn ist umgerechnet 160 $, knapp genügend für den lebensunterhalt seiner eltern und seiner jungen frau.


spuren

07.00  rein in den badeanzug. ein paar kurze längen/lange kürzen im noch kühlen pool begleitet von exotischem vogelgezwitscher.

08.00  ran an den gedeckten frühstückstisch. das auge isst mit: grüne suppe, grüne linsen, papaya, melonen, äpfel, toast mit butter und konfitüre, kräuertee und warmes wasser.

10:00  ab zur ersten konsultation bei der charmanten ärztin im schönen sari. sie begrüsst mich mit ‚hello sweety’, was mir beweist, dass sie von blossem auge meine problemzonen erkannt hat. zungen- und pulsdiagnose, viele fragen und ebenso viel lachen. unser gemeinsam formuliertes ziel: ran an den speck mittels extra menueplan, gezielten massagen, speziellen naturmedikamenten, akupunktur – es wird schon werden.


dr.pandini
11.00  auf zur kopf- und gesichtsmassage. ich schlafe bereits sitzend wieder ein. die sanft tastenden hände der feinfühligen kleinen frau tun unendlich wohl.

13.00 runter ans meer, wo bereits das mittagessen wartet. eine vielfalt von farbigen speisen in kleinen schalen erfreut unsere augen:   gemüsesuppe, knusprige kichererbsenbratlinge, currykohl, raita, geröstete cashewnüsse mit datteln, geraspelte kokosnuss mit petersilie, roter zimtreis, bunte paprikastreifen, okraschoten, süsskartoffeln, karottencake mit kiwi, kräutertee. keine spur von vermeintlicher diät – oder doch?


süss-sauer-scharf-bitter
14:00  beim lesen des tagesanzeiger-magazins auf der tagesliege auf der stelle eingesch  l    a     f       e         n.

15:00 auf dem schmalen behandlungsplan steht jetzt die synchronmassage. von zwei masseuren und einer grossen flasche warmem herbaloil werde ich im oberen stock der massagehütte empfangen. eine stunde lange massieren mich vier hände im gleichen takt als würden sie ein ballet aufführen.  unbeschreiblich wohltuend. ich fühle mich wie ein neugeborenes baby. unter der anschliessenden dusche versuche ich, gemäss anweisung, mit kichererbsen body scrub das öl aus meinen poren zu waschen.




18:00 die erste yogastunde inmitten von schlanken jungen frauen, die schon selber fast zu gurus aufgelaufen sind. zum glück ist der offene raum bereits in die nacht getaucht und lediglich von einer kerze beschienen, so dass ich unförmiges‚gstabi’ nicht zur lachnummer werde. verschlungene, verdrehte körper, deren füsse hinter den köpfen liegen, erinnern mich an die surrealen bilder der kürzlich gesehenen ausstellung im beyeler-museum. uns so taucht auch das bild der vielen schlaufen auf dem landeanflug in doha wieder in mir auf. wieso ist im leben so vieles, wenn nicht alles eine ständige verwirrung? mit hilfe des verständnisvollen lehrers gelingen auch mir ein paar harmlos scheinende verrenkungen. allerdings schwitze ich dabei mindestens einen liter aus meinem körper.

19.00  schon wieder essen. anstelle von fischsuppe erhalte ich eine gemüsesuppe mit huhn und zitronengras, ein lauwarmes russisches salätchen und kürbiskuchen mit kardamom. vorab jedoch nimmt jeder seine auf ihn abgestimmten medikamente, die in angeschriebenen farbigen körbchen bereitgestellt wurden. ein bitteres säftchen, ein paar kleine, gepresste kräuterkugeln, die bewirken, dass ich nachts des öftern einen besuch bei meinem kleinen freund mit dem krebsgang machen muss. panta rhei - alles fliesst.

20:00  nach dem lesen des morgigen behandlungsplans sind meine augen auch schon wieder am zufallen. hinter dem moskitonetzt bin ich wenigstens vor den leidigen stichen etwas geschützt. hansjürg schnarcht bereits - immerhin eher leise.

Montag, 21. November 2011

paradies - wir kommen!


wie zu erwarten oder zu befürchten war der komfort auf der zweiten flugstrecke nicht mehr ganz so toll. die sitzreihen sehr eng, mein sitznachbar sehr breit, der neigewinkel des vordersitzes sehr gross, so dass die schauspieler des laufenden films während dem essen direkt auf meinem tablett herumtanzten. doch auch hier war die crew sehr jung und kompetent. eine zeitlang stand ich bei ihnen vor der bordküche, wo ich ihr emsiges tun schmunzelnd beobachtete. eine portugiesin, eine japanerin, eine malayin und zwei chinesinnen, die eine hübscher als die andere, hielten ihr picknick ab, schnatterten untereinander wie in einem klassenlager und falteten kunstvoll aus papierernen ‚kotztüten’ (ungebrauchten, versteht sich) praktische kleine schachteln zum verstauen von zuckerpäckchen, zahnstochern u.a.m. es geht also auch so!

am airport bandaranaike in combo wartete inmitten von ca. 50 namensschilder hochhebenden männern bereits unser fahrer rohan auf uns. anna machte kurz schlapp infolge zu wenig schlaf und aufgrund der immensen feuchtigkeit und hitze, die uns erbarmungslos entgegenschlug.  schon standen uns zwei medical assistentinnen hilfreich zur seite. ein kühlendes nasses tuch und ein becher mit glukose angereichertem wasser halfen ihr nach einiger zeit wieder auf die beine. in weiser voraussicht kam rohan mit einem grossen auto angefahren, in welchem unsere habe problemlos untergebracht werden konnte. wir umfuhren colombo auf der stark befahrenen hauptstrasse südwärts richtung galle. in kurzer zeit hat sich rohan selbstdarstellerisch mit einigen schwülstig formulierten referenzen als der cleverste fahrer von ganz sri lanka ins rampenlicht gerückt, in der hoffnung, dass wir mit ihm unsere geplante fahrt am ende unserer kur machen würden.  nach zweieinhalb fahrstunden erreichten wir unsere shuntaya villa, wo uns ein sehr herzlicher empfang mit blumengirlanden um den hals bereitet wurde.
unser himmlisches bett

nicht schlecht staunten wir beim bezug unserer zimmer. anna wohnt als unsere generöse spenderin luxeriös unter dem dach. ich behause für die nächste zeit ein traumzimmer direkt vor dem kleinen pool, das ich mit zwei krebsen teile. mit hansjürg im sternzeichen krebs und dem gute geist im badezimmer einem kleinen wanderkrebs, der jedesmal beim betreten seine artistischen tanzeinlagen vorführt. wir haben uns schon angefreundet - der kleinere und ich, meine ich damit. und weil ein weiterer neugieriger gast, ein affe, in den letzten tagen dieses logis besuchte hat sind wir angehalten worden, des nachts doch die schiebetüre  nach draussen zu schliessen. im aussenraum stehen uns ein tagesbett und eine hängematte zum faulenzen zur verfügung und im sehr grossen raum ein komfortables himmelbett auf einem podest. maria, die sympathische besitzerin aus dem süden deutschlands, hat unseren geschmack vollends getroffen. nach einem herrlich mundenden mittagessen im schatten stand bereits die welcome-massage auf dem programm. dass ich dabei auf der stelle eingeschlafen bin und mich der jung mann (richtig gelesen!) nach getaner arbeit sanft wecken musste erstaunt wohl keinen. auspacken kann warten, weiterschlafen in der hängematte jedoch nicht.


hammock
nicht schlecht staunten wir auch, als wir bei angebrochener nacht mit einem durch blitzlichter erhellten himmel zu den den gedeckten tischen direkt am meer mit brausendem wellengang geladen wurden. im schein der vielen kerzenlichter stellten sich die anderen ‚kurgäste’ vor. es sind meist junge frauen, die bereits den ersten teil heil überstanden haben, d.h. sie strahlten und schwärmten vom hiesigen paradiesischen dasein um die wette. ein gutes omen.


manuela + claudia

und los gehts


es ist sonntagnachmittag. ich haue zum ersten mal in sri lanka in die tasten. eigentlich würde ich mich jetzt lieber aufs ohr hauen oder in die hängematte plumpsen lassen, denn mein schlafmanko ist riesig. seit gestern samstagmittag sind wir unterwegs. allen unkenrufen zum trotz haben wir den ersten flug mit der qatar airline nur positiv erlebt. alles hat problemlos geklappt. aufmerksamer service, bequeme bestuhlung, wunderbare mahlzeit. einzig bei der zwischenlandung in doha gabs kurz eine aufregung. beim anflug sahen wir auf dem monitor, dass der pilot längere zeit kreiste. die aufgezeichneten schlaufen und linien sahen bald einmal so aus wie unser gesamter kabelsalat von netbooks, handies, fotokameras etc.. doch irgendwann senkte sich der vogel mit deutlicher verspätung. das ausgefahrene fahrwerk und die landeklappen machten die bekannten geräusche, die pistenlichter wurden deutlicher sichtbar und plötzlich, als sässen wir in einer schiffschaukel, startete der airbus kurz vor dem aufsetzen mit voller wucht lautstark durch in den nachthimmel über dem meer. wow, das war vielleicht ein gefühl, das wir so zum ersten mal erlebt haben!! 







beim nächsten landeversuch klappte es aber und alle angespannten gesichter erfuhren erlösung. ein banges gefühl, ob wir durch diese erfolgte verspätung von 50 minuten den anschluss der QR300 nach colombo schaffen würden, liess uns durch die neuen hallen des flughafens eilen. das bodenpersonal war äusserst hilfsbereit. sogar einen sitzplatz direkt beim boardingschalter konnten wir ergattern. und weil wir vielreisende mit raschen entschlüssen sind nutzte hansjürg die wenigen verbleibenden minuten für den kauf einer fotokamera im attraktiven dutyfree shop, die gerademal einen bruchteil von ‚ich-bin-doch-nicht-blöd’ kostete.


  

Donnerstag, 17. November 2011

qatar air

nur noch zweimal im eigenen bett bequem schlafen und dann gehts erneut ab richtung fernost. diesmal wird uns die qatar airline durch die lüfte tragen. ich weiss jetzt nur nicht, wem ich wirklich trauen kann. so viele unterschiedliche bewertungen über diese gesellschaft stehen im internet. von supertoll bis miserabel fehlt auch dazwischen nichts. also werden wir morgen abend beim einchecken die erste variante buchen.

ab sonntagnachmittag begeben wir uns vertrauensvoll den vielen wartenden händen in der shuntaya villa, wo man uns in den kommenden 20 tagen alles austreibt, was uns bisher nicht bekommen ist. altlasten jeglicher art werden wir dort deponieren. oh jeh, schon wieder ein mülltransport der besonderen art. wir umschiffen so elegant die vielen versuchungen der adventszeit. nein, keine zimtsterne, nur zimt pur, aber vom allerfeinsten! denn dieser wächst im ehemaligen ceylon, dem heutigen sri lanka wie das unkraut auf unseren feldern. wir sind gespannt, was bei uns die bevorstehende ayurvedakur alles bewirken wird. vorsorglich habe ich schon mal alle noch vorhandenen weissen lindorkugeln aufgegessen. ich ahne bereits, wie mir der entzug von kaffee, schoggi, sähmigen saucen und anderem mehr zu schaffen machen wird. sollte ich wirklich ein paar überflüssige pfunde verlieren, stellt sich das problem, wie ich meine zu gross gewordene garderobe den schlanken sri lankerinnen abtreten kann. zwei für eins.




hoffentlich hält qatar air ihr versprechen, und gewährt uns die zusätzlichen kilos, denn wiederum schleppen wir zwei vollbepackte taschen mit sehr guten kinderkleidern mit. in den entlegenen dörfern an den legendären teahills werden wir ganz sicher dankbare abnehmer finden.