arun, unser
kellner bietet uns an, dass seine mutter für uns eine hauseigene gewürzmischung
rösten und mörsern wird. die übergabe soll aber im geheimen geschehen, weil die
angestellten keinen persönlichen kontakt zu den gästen halten sollen. wir
werden das kind schon schaukeln. im gegenzug werde ich ihm unter dem tisch ein
paar babykleider für seine 10 monate alte tochter durchschieben. arun ist noch
nie ausserhalb sri lankas gewesen. als buddhist aber mache er doch ab und zu
einen ausflug mit seiner frau zu religiösen pilgerstätten. der zug hier sei
wirklich billig, so könne er sich das auch leisten.
weniger gut haben
es die menschen, die wir heute am feierabend wenige meter von unserem hotel
getroffen haben. es ist ziemlich gefährlich, bei linksverkehr die stark befahrene
hauptstrasse zu überqueren. wir betreten erst einmal den kleinen laden, der von
allem ein bisschen was feil hat. der besitzer ist ein freundlicher, hagerer
mann mit wenig verbliebenen zähnen. er spricht immerhin ein paar brocken
englisch. ja, der tsunami habe ihm seine frau und seinen sohn genommen. er
zuckt lakonisch mit den schultern. die grossen hereinfallenden wellen seien einfach nur
schrecklich gewesen. ein mädchen mit verbogener brille verlangt mit einer
leeren halbliter petflasche kokosöl. für einen viertel inhalt bezahlt sie 50
rupiah, etwa 40 rappen. die mutter wartet schon im haus nebenan, wo sie so was
wie ein restaurant betreibt. gäste sind aber keine in sicht. ein paar schritte
weiter werden wir von einer gruppe neugieriger männer angesprochen. es scheint,
dass sie noch nicht sehr viele touristen von nah gesehen haben. alle sind stark
dunkelhäutig. wie immer bin ich sehr neugierig und will wissen, wie die hinter
schäbigem, blindem glas ausgestellten teigkörbchen zustande kommen würden. und
schon erhalte ich eine eigens für mich veranstaltete demonstration. etwas
reismehl, vermischt mit kokosmilch, salz und zucker wird in einge kleine
hochwandige runde pfanne gegossen, übers feuer gehalten, geschickt gedreht und
ausgeschüttet und schon steht das kunststück mit dem namen 'hopper's da, als wäre es vom sprüngli,
versehen mit einem teuren preisschild. einer der männer kann als koch in einem
naheliegenden hotel arbeiten. sechs tage die woche für umgerechnet 120 franken
im monat. ‚willst du eine kokosnuss? du musst nichts bezahlen’ werde ich
gefragt. je ärmer, je grosszügiger. sein kumpel hat drei kinder, die uns alle
mit ihren grossen, schwarzen kulleraugen anstarren. direkt hinter dem haus
zeigen sie uns das eben erst fertigmontierte geleise, wo demnächst der
schnellzug von colombo an die südküste brausen wird. die alten schienen wurden
ebenfalls vom tsunami weggefegt. und so hausen die menschen künftig eingeklemmt
zwischen einer stark befahrenen strasse und einer neuen zugslinie.
ganz benommen von
der grossen sichtbaren armut gehen wir zu unserer luxusherberge zurück. keiner
der auf ihren rostigen fahrrädern vorbeiradelnden männer trägt schuhe. der
krasse unterschied ist kaum auszuhalten. also bereite ich wenigsten einen sack
mit kleidern für die jüngste der besuchten familie zu, den ich in den nächsten
tagen hinüber bringen werde. und dann setzen wir uns an den weiss gedeckten tisch mit stoffservietten direkt am meer. das stimmt sehr nachdenklich!
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