Montag, 28. November 2011

grosse armut


arun, unser kellner bietet uns an, dass seine mutter für uns eine hauseigene gewürzmischung rösten und mörsern wird. die übergabe soll aber im geheimen geschehen, weil die angestellten keinen persönlichen kontakt zu den gästen halten sollen. wir werden das kind schon schaukeln. im gegenzug werde ich ihm unter dem tisch ein paar babykleider für seine 10 monate alte tochter durchschieben. arun ist noch nie ausserhalb sri lankas gewesen. als buddhist aber mache er doch ab und zu einen ausflug mit seiner frau zu religiösen pilgerstätten. der zug hier sei wirklich billig, so könne er sich das auch leisten.

weniger gut haben es die menschen, die wir heute am feierabend wenige meter von unserem hotel getroffen haben. es ist ziemlich gefährlich, bei linksverkehr die stark befahrene hauptstrasse zu überqueren. wir betreten erst einmal den kleinen laden, der von allem ein bisschen was feil hat. der besitzer ist ein freundlicher, hagerer mann mit wenig verbliebenen zähnen. er spricht immerhin ein paar brocken englisch. ja, der tsunami habe ihm seine frau und seinen sohn genommen. er zuckt lakonisch mit den schultern. die grossen hereinfallenden wellen seien einfach nur schrecklich gewesen. ein mädchen mit verbogener brille verlangt mit einer leeren halbliter petflasche kokosöl. für einen viertel inhalt bezahlt sie 50 rupiah, etwa 40 rappen. die mutter wartet schon im haus nebenan, wo sie so was wie ein restaurant betreibt. gäste sind aber keine in sicht. ein paar schritte weiter werden wir von einer gruppe neugieriger männer angesprochen. es scheint, dass sie noch nicht sehr viele touristen von nah gesehen haben. alle sind stark dunkelhäutig. wie immer bin ich sehr neugierig und will wissen, wie die hinter schäbigem, blindem glas ausgestellten teigkörbchen zustande kommen würden. und schon erhalte ich eine eigens für mich veranstaltete demonstration. etwas reismehl, vermischt mit kokosmilch, salz und zucker wird in einge kleine hochwandige runde pfanne gegossen, übers feuer gehalten, geschickt gedreht und ausgeschüttet und schon steht das kunststück mit dem namen 'hopper's da, als wäre es vom sprüngli, versehen mit einem teuren preisschild. einer der männer kann als koch in einem naheliegenden hotel arbeiten. sechs tage die woche für umgerechnet 120 franken im monat. ‚willst du eine kokosnuss? du musst nichts bezahlen’ werde ich gefragt. je ärmer, je grosszügiger. sein kumpel hat drei kinder, die uns alle mit ihren grossen, schwarzen kulleraugen anstarren. direkt hinter dem haus zeigen sie uns das eben erst fertigmontierte geleise, wo demnächst der schnellzug von colombo an die südküste brausen wird. die alten schienen wurden ebenfalls vom tsunami weggefegt. und so hausen die menschen künftig eingeklemmt zwischen einer stark befahrenen strasse und einer neuen zugslinie.

ganz benommen von der grossen sichtbaren armut gehen wir zu unserer luxusherberge zurück. keiner der auf ihren rostigen fahrrädern vorbeiradelnden männer trägt schuhe. der krasse unterschied ist kaum auszuhalten. also bereite ich wenigsten einen sack mit kleidern für die jüngste der besuchten familie zu, den ich in den nächsten tagen hinüber bringen werde. und dann setzen wir uns an den weiss gedeckten tisch mit stoffservietten direkt am meer. das stimmt sehr nachdenklich!

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