Mittwoch, 30. November 2011

asith im glück


in einer e-mail hat mir ein freund mitgeteilt, dass er 200 franken spendet, falls ich hier damit etwas sinnvolles tun könnte. das hat mich unheimlich gefreut und gleichzeitig motiviert. ich wusste, dass ich den richtigen kandidaten finden würde.

nach einem intensiven behandlungsprogramm hat der himmel einmal mehr seine schleusen geöffnet und uns beinahe weggeschwemmt. mit kräutertee und einem buch vor der nase haben wir das prasseln an den grossen scheiben dennoch sehr genossen. als es dann endlich zu regnen aufgehört hat, sind wir beide noch einmal dem strand entlang spaziert. der sand unter den füssen fühlte sich tonnenschwer an. langsam brach die nacht aus den dunklen wolken über uns herein. plötzlich holte uns asith ein. auch er wollte sich noch ein wenig die füsse vertreten. zwischen den hohen palmen leuchteten kitschig farbige lichterketten aus einer nahen hotelanlage. diese gehöre einem ehemaligen klassenkameraden. er sei vermutlich in der schule der dümmste gewesen und jetzt sei er der reichste von allen. (welcher bauer hat die grössten härdöpfel?) das nötige geld hätten ihm ausländische investoren verschafft. und er als klassenbester hätte es gerademal bis zum abteilungsleiter der textilfabrik gebracht. das ärgere ihn doch sehr.

asith freute sich an der konversation mit uns. wir staunten über sein relativ gutes englisch. mit vater und mutter, seiner jungen frau und einem jüngeren bruder bewohne er ein kleines haus. sein bruder sei leicht behindert, wäre zeitweise gelähmt gewesen und könne jetzt aber wieder aufrecht gehen. dank der hilfe seines dorfvorstehers hätte er mit spezieller hilfe trotzdem die schule besuchen können. alle würden ihn sehr lieben, weil er ein fröhlicher kerl sei. asiths frau hat kürzlich eine fehlgeburt erlitten. sie würden jetzt aber mit der familienplanung noch etwas zuwarten, bis er allenfalls etwas geld angespart hätte. nur zu gerne würde er sich weiterbilden, damit er einmal eine bessere stellung in der kleiderfabrik erlangen könnte. 


ob er ein fahrrad besitze? nein, das sei dann doch zu teuer. 50 franken kostet hier ein neuer drahtesel. also machte ich ihm die offerte, dass wir ihm diesen fahrbaren untersatz spenden könnten. ungläubig schaute uns assid an. dann schien in seinem kopf etwas vorzugehen. er suchte nach den richtigen worten und erklärte uns etwas verlegen, dass er diesen betrag doch lieber für gezielte weiterbildung einsetzen würde. in colombo könnte er eine textilfachschule besuchen. einen ersten kurs habe er bereits mit diplom absolviert. der nächste einjährige lehrgang fange jetzt im dezember an. weil diese module (seine worte) jeweils an sonntagen vermittelt würden könnte er seine normale arbeitswoche von 6 tagen wie bisher absolvieren und so die existenz seiner eltern absichern. insgesamt kostet diese ausbildung umgerechnet rund 800 franken. bücher würde er keine kaufen, weil er bereits ausfindig gemacht hat, dass er die ganze literatur der zu lernenden fächer im internetcafé runterladen und ausdrucken könne.


gesagt getan: wir sicherten ihm diese ausbildung per handschlag zu. morgen abend solle er uns alle daten bringen, damit wir die notwendigen vorkehrungen treffen können. noch selten habe ich trotz dunkelheit ein so strahlendes gesicht gesehen. asith versicherte uns, dass er noch nie in seinen 29 jahren jemanden um etwas gebeten habe, dass er auf jeden fall sein bestes geben würde, dass er heute abend absichtslos an den strand gegangen und jetzt als glücklichster mensch mit der überraschenden nachricht nach hause eile. seine frau werde ihm ganz sicher um den hals fallen. er kann sein glück kaum fassen und rechnet uns vor, dass er schon am nächsten sonntag nach colombo zum lernen fahren würde. 


ein schützling mehr in unserem projekt www.perspektiven-in-asien.ch

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