06.00 raus in den neuen tag. runter ans meer. der
ockerfarbene sand ist durchzogen von winzingen spuren. und schon rasen vor uns
die kleinen, beinahe durchsichtigen krebse kreuz und quer von schlupfloch zu
schlupfloch. am horizont
erscheinen die ersten fischerboote. hansjürg startet zu seinem morgendlichen
jogging, während ich mich mit dem jungen asith unterhalte. beflissen nutzt er
die chance, sein weniges englisch anzuwenden. er arbeitet 6 tage die woche als
abteilungsleiter in einer grossen kleiderfabrik, die ausschliesslich für marks & spencer in england produziert. sein lohn ist umgerechnet 160 $, knapp
genügend für den lebensunterhalt seiner eltern und seiner jungen frau.
| spuren |
07.00 rein in den badeanzug. ein paar kurze
längen/lange kürzen im noch kühlen pool begleitet von exotischem
vogelgezwitscher.
08.00 ran an den gedeckten frühstückstisch. das
auge isst mit: grüne suppe, grüne linsen, papaya, melonen, äpfel, toast mit
butter und konfitüre, kräuertee und warmes wasser.
10:00 ab zur ersten konsultation bei der
charmanten ärztin im schönen sari. sie begrüsst mich mit ‚hello sweety’, was
mir beweist, dass sie von blossem auge meine problemzonen erkannt hat. zungen-
und pulsdiagnose, viele fragen und ebenso viel lachen. unser gemeinsam
formuliertes ziel: ran an den speck mittels extra menueplan, gezielten
massagen, speziellen naturmedikamenten, akupunktur – es wird schon werden.
11.00 auf zur kopf- und gesichtsmassage. ich
schlafe bereits sitzend wieder ein. die sanft tastenden hände der feinfühligen kleinen
frau tun unendlich wohl.
| dr.pandini |
13.00 runter ans
meer, wo bereits das mittagessen wartet. eine vielfalt von farbigen speisen in
kleinen schalen erfreut unsere augen:
gemüsesuppe, knusprige kichererbsenbratlinge, currykohl, raita,
geröstete cashewnüsse mit datteln, geraspelte kokosnuss mit petersilie, roter
zimtreis, bunte paprikastreifen, okraschoten, süsskartoffeln, karottencake mit
kiwi, kräutertee. keine spur von vermeintlicher diät – oder doch?
14:00 beim lesen des tagesanzeiger-magazins auf
der tagesliege auf der stelle eingesch l a f e n.
| süss-sauer-scharf-bitter |
15:00 auf dem
schmalen behandlungsplan steht jetzt die synchronmassage. von zwei masseuren
und einer grossen flasche warmem herbaloil werde ich im oberen stock der
massagehütte empfangen. eine stunde lange massieren mich vier hände im gleichen
takt als würden sie ein ballet aufführen.
unbeschreiblich wohltuend. ich fühle mich wie ein neugeborenes baby. unter der anschliessenden dusche versuche ich, gemäss anweisung, mit
kichererbsen body scrub das öl aus meinen poren zu waschen.
18:00 die erste
yogastunde inmitten von schlanken jungen frauen, die schon selber fast zu gurus
aufgelaufen sind. zum glück ist der offene raum bereits in die nacht getaucht
und lediglich von einer kerze beschienen, so dass ich unförmiges‚gstabi’ nicht
zur lachnummer werde. verschlungene, verdrehte körper, deren füsse hinter den
köpfen liegen, erinnern mich an die surrealen bilder der kürzlich gesehenen
ausstellung im beyeler-museum. uns so taucht auch das bild der vielen schlaufen
auf dem landeanflug in doha wieder in mir auf. wieso ist im leben so vieles,
wenn nicht alles eine ständige verwirrung? mit hilfe des verständnisvollen
lehrers gelingen auch mir ein paar harmlos scheinende verrenkungen. allerdings
schwitze ich dabei mindestens einen liter aus meinem körper.
19.00 schon wieder essen. anstelle von fischsuppe
erhalte ich eine gemüsesuppe mit huhn und zitronengras, ein lauwarmes
russisches salätchen und kürbiskuchen mit kardamom. vorab jedoch nimmt jeder
seine auf ihn abgestimmten medikamente, die in angeschriebenen farbigen
körbchen bereitgestellt wurden. ein bitteres säftchen, ein paar kleine,
gepresste kräuterkugeln, die bewirken, dass ich nachts des öftern einen besuch
bei meinem kleinen freund mit dem krebsgang machen muss. panta rhei - alles
fliesst.
20:00 nach dem lesen des morgigen behandlungsplans
sind meine augen auch schon wieder am zufallen. hinter dem moskitonetzt bin ich
wenigstens vor den leidigen stichen etwas geschützt. hansjürg schnarcht bereits - immerhin eher leise.
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