Mittwoch, 21. Dezember 2011

compassion


nach nur zwei stunden schlaf weckt uns jon. der fahrer, der uns zum flughafen bandaranaike in negombo bringt, ist ein grossgewachsener, behäbiger, dunkler mann. obwohl wir nur drei nächte hier hausten ist es ein abschied wie von guten freunden. shyamali drückt mir eine letzte mango in die hand. und alle drücken wir uns gegenseitig mit der hoffnung auf ein wiedersehen. lakmal, der 25-jährige aus dem hochland, hat bei diesem kinderlosen ehepaar ein neues zuhause gefunden. aufgrund unschöner kindheitserlebnisse ist er stark traumatisiert, hat immer wieder absenzen, starrt ins leere. lakmal kann viel von seinen christlich orientierten pflegeeltern lernen. er benötigt reichlich zuwendung. zum abschied schenke ich ihm meine alte bergmann armbanduhr mit dem hinweis, dass er stets pünktlich und zuverlässig sein soll, so dass er, wie sein vorbild jon, ein guter tourismusfachmann werden wird.  riesengrosses strahlen erhellt sein gesicht.

lakmal
auch der alte wachmann vor dem carnival ice cream shop wünscht uns gute reise und murmelt ein mantra vor sich hin. unendlich viel liebenswürdigkeit schwappt uns entgegen. die ganze stadt colombo ist hell mit weihnachtsgirlanden beleuchtet. auf der breiten strasse entlang dem regierungssitz hocken ein paar eingemummte männer mit geschlagenen bäumen (tannen?), die sie nach tagesanbruch an christliche, betuchte familien verkaufen wollen. ein letztes grosses geschenk erfahren wir ein paar kilometer weiter. eine perahera (prozession) ist mitten in der nacht im gange. lichtergeschmückte elefanten, feuerzauberer, trommler und buntgekleidete frauen und männer bewegen sich tanzend auf der hauptstrasse richtung dorftempel. ich fühle mich wie in einem fiebertraum.

nachts um 2 partylife
im flughafen herrscht ein treiben, als wäre es mitten im tag. das grosse bild von sureka lasse ich in plastic einbinden. mit einem fragil-kleber können wir es aufgeben. reichlich verspätet heben wir ab. in doha werden wir auf ein anderes flugzeug umgebucht, was ziemlich viel administration verursacht. anscheinend sind einige militärjets im anflug. und so erleiden wir bereits im eisenvogel sitzend einen erneut verspäteten abflug.

von kälte, schneepflotsch und aron werden wir in kloten empfangen. die 30 grad temperaturunterschied machen uns zu schaffen. kaum zuhause unsere koffer ausgepackt ruft uns aron an. mit ihm habe die letzten zwei wochen ein mann aus weissrussland auf der baustelle gearbeitet. sergej ist akkordeonist, leitet in witebsk, dem geburtsort von marc chagall, eine musikschule. weil die inflation in belarus kontinuierlich steigt und die kaufkraft der menschen sinkt, fliegt der rund 40-jährige familienvater mit hilfe von ukrainischen freunden, die in bassersdorf ein restaurant führen, für kurze hilfsarbeitseinsätze in die schweiz. nur so kann er seine frau und die drei kinder ausreichend ernähren. aron bekniet uns, unsere flohmärtkisten zu durchforsten und warme kleider und schuhe zu spenden. das tun wir trotz jetlag und voller waschküche. anderntags treffen wir den sympathischen mann unter der uhr im hauptbahnhof, wenige stunden vor seinem rückflug nach minsk. bei einer heissen schokolade tauschen wir in kürze unsere daten aus. mit einem riesigen, gut verschnürten paket und einem kleinen rucksack aus unserem fundus und einem zustupf in form von 100 euros als weihnachtsgeld, was einem halben monatseinkommen seinerseits gleichkommt, plus 20 franken für den einkauf von kaffee bei lidl in örlikon, verabschiedet sich sergej von uns mit tränen in den augen. wie schwer und entwürdigend ist es doch, hilfe anzunehmen inmitten von glanz und gloria und sichtbarem reichtum in unserer stadt. mir scheint, als hätte mir der mönch ven galaboda gnanissara /podi hamuduruwo aus colombo einen ersten auftrag erteilt.


schon wieder schleppen
sergej aus witebsk belarus
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und ganz zum schluss erlaube ich mir, allen freunden und bekannten unser spendenkonto www.perspektiven-in-asien.ch  ans herz zu legen.

brigitta franchetti <perspektiven>
zkb thalwil
konto nummer 1149-0072.774, clearing nummer 700, IBAN CH60 0070 0114 9000 7277 4

selbstverständlich gehen alle spenden unkompliziert direkt an die betroffenen. unsere fernostreisen bezahlen wir ausschliesslich aus der eigenen tasche.

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nachtrag: 

heute, am heilgen abend, erhalte ich eine e-mail von teoh soonhooi, dem in galle kennengelernten chinesischen ingeneur. auf seinem rückflug von colombo nach kualalumpur am 16. dezember hätte er unser chinesisches wasserprojektgirl yun lu jlang aus nanjing kennengelernt. grosse, kleine welt. auf dass das netz immer dichter werde!

teoh mit seiner frau patricia






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