Samstag, 10. Dezember 2011

kontraste


zum abschied nochmals eine gesichts- und fussmassage, grosser bahnhof der ganzen crew am eingangstor, big hugs, winke winke. wir verlassen das shunyata nach knappen drei wochen paradiesischen lebens --- ohne anna. seit montag hat sie sich wortlos von uns distanziert, das essen auf ihr zimmer bringen lassen, nicht auf meine mails reagiert, uns die ausgeliehenen sachen in unser zimmer gelegt. einzig von maria haben wir schlussendlich erfahren, dass sie nicht mit uns die tour machen wolle, dass sie am dienstag heimfliegen werde. auf vorangegangene unschöne vorkommnisse will ich hier nicht eingehen. möglicherweise hat der ‚heiler’, den sie hier mehrmals aufgesucht hat, ihr zu diesem schritt geraten. seis drum. uns solls recht sein. wir freuen uns riesig, land und leute kennen zu lernen.



rohan holt uns mit seinem grossen wagen pünktlich ab. auf dem weg in den süden werden wir augenzeugen der immensen tsunamischäden. unzählige häuserruinen lassen erahnen, mit welch ungeheuerlichen wucht die grosse welle zerstörerisch gewirkt hat. den einstigen hippyort hikkaduwa hat es am meisten erwischt. wir kreuzen hier einen hölzernen lastwagen, der einen riesigen elefanten transportiert. sozusagen ein jumbo-tuk tuk. in galle finden wir das guesthouse ‚fort dew’ in einem zustand, wie es die bilder im internet so nicht zeigten. die zimmer, kahl wie das haupt eines buddhistischen mönches, präsentierten sich schmuddelig und unappetitlich, das bett mit den alten tüchern absolut nicht einladend, das anwesende männliche gästepaar wirkt suspekt. trotzdem essen wir auf dem dach des hauses ein schmackhaftes curry. fürs erste gesättigt ziehen wir eine runde um die häuser. die vielbeschriebenen strassenzüge aus der kolonialzeit überraschen uns positiv. schon bald kommen wir ins gespräch mit einem mann, der vor einem stattlichen haus steht. er erkennt meine neugierde und lädt uns spontan zur besichtigung des innern ein. 500 jahre alt ist das gebäude, das von den holländern errichtet wurde. wunderschöne alte, dunkle holzböden, steile treppen, uraltes mobiliar. ein kleinod wie aus einem interieur-fotobuch. klar könnten wir hier wohnen. der besitzer khalid, vermutlich ein muslime, so wie viele hier, vermiete die grossen zimmer. gesagt getan, wir zogen nach einigen diskussionen mit dem vorvermieter und unserem gepäck von der schmuddelpension direkt ins herrenhaus, alles zum selben preis. sri lanka authentisch, so wie ich es mir vorgestellt hatte. hier bewohnen wir quasi eine einzimmerwohnung mit einem badesaal, der seinesgleichen sucht.






nichts wie los auf entdeckung des inneren forts, das als weltkulturerbe von unesco anerkannt wurde. die hohe mauer, ein schutzwall, dieser altstadt hat verhindert, dass der tsunami hier schaden anrichten konnte. das allerschrecklichste ereignis aber war, dass ein vollbesetzter zug richtung galle unterwegs war, der beim ersten wellengang angehalten hatte, als ob es sich um ein übliches unwetter handeln würde und dann nach geöffneten signalen wieder anfuhr. genau in diesem moment rollte die hauptwelle auf galle zu, riss innert sekunden den mit 1260 menschen besetzten zug mitsamt den schienen weg. niemand hat überlebt. immer wieder erzählen uns die einheimischen davon, erwähnen aber auch lobend die hilfeleistungen aus allen ländern. so berichtet es uns ein mann, dass er seine frau und zwei seiner kinder verloren hat. er scheint auch heute noch traumatisiert zu sein. ein drittes kind, das bei seiner schwester im landesinnern weilte, ist ihm geblieben. ganz scheu fragte er mich, ob ich ihm einen sack pulvermilch kaufen würde. das mädchen esse kaum, er ernähre es mit mit ebensolcher milch, die er als arbeitsloser kaum vermögen würde. das ganze schreckliche ereignis mit dem verlust seiner liebsten sei immer noch in seinem kopf, würde ihn nie loslassen. er könne nichts anderes denken. natürlich kriegt der mann diese bitte erfüllt.

es ist dunkel geworden. in einer seitenstrasse sind zwei gegenüberliegende hauseingänge mit vielen kerzen hell erleuchtet. ein hagerer mann erklärt uns, dass hier tamilen wohnen, die den geburtstag ihres gottes vishnu feiern. und zeitgleich ruft der muezzin aus der nahen moschee zum gebet. was für eine stimmung! wir biegen in die dunkle hospital street ein, da wo vor einigen jahrzehnten der genfer nicolas bouvier seine malaria auszukurieren versuchte. die von mir geliebten bücher‚der skorpionfisch’ und ‚die erfahrung der welt’ sowie der film ‚22 hospital street’ über seine abenteuerliche reise im fiat 500 von genf nach galle, machten meine vorstellungen über diese zustände von damals lebendig. darauf habe ich mich so gefreut, und nun stehe ich da im dunkeln vor der nummer 22. nicht immer sind träume nur schäume.

und hier ein auszug aus dem internet:

Die Geschichte der Hafenstadt ist vor allem eine der Kolonialisierung, bei der Portugiesen, Holländer und Briten auch ihre architektonischen Spuren hinterließen.
Ein Ort des Handels war Galle bereits in biblischer Zeit. Damals hieß es "Tarschisch", und König Salomo bezog seine Edelsteine von hier. Auch der Kalif Harun al-Raschid nutzte den Hafen zum Warenaustausch mit dem Chinesischen Kaiserreich. Ins Blickfeld der Europäer rückte der Ort erst im Jahr 1505, als ihn die Portugiesen eroberten. Sie wurden 1640 von den Holländern abgelöst, die 1796 wiederum den Briten Platz machen mussten.
Die von den trutzigen Mauern aus dem Jahre 1663 geschützte Altstadt, das ehemalige Fort, ist die Hauptattraktion. In den Gassen und den Häusern der Burgher, wie sich die heutigen Nachfahren der Holländer bezeichnen, scheint das 21. Jahrhundert noch in weiter Ferne zu liegen. Aus portugiesischer Zeit ist so gut wie nichts erhalten, da die Niederländer fast alles überbaut haben. An deren Blütezeit erinnern mächtige Bastionen, Tore, barocke Kirchen und das Government House.


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