Montag, 19. Dezember 2011

time to say good bye


an unserem letzten tag in sri lanka hoffen wir sehr, dass das an der südwestküste geplante treffen mit asith und seiner jungen frau sureka auch wirklich klappen wird. jon legt uns beim frühstück allerlei leckereien auf die teller, nicht nur den speck, den er uns mit seinen schilderungen, dank langjähriger erfahrungen als tourismusfachmann, auch durch den mund zieht. er kennt die insel wie seine hosentasche, weiss wo und zu welchen zeiten die grossen zeremonien stattfinden. gespannt und erwartungsfroh fahren wir im tuk tuk an den vereinbarten ort, nahe der town hall. wir sind noch nicht ganz aus dem dreirädigen openair-taxi ausgestiegen, als ich bereits in das lachende gesicht unseres neuen freundes blicke. die beiden sind mit dem zug in der 3. klasse versteht sich, für 55 rupien (45 rappen) angereist. wie vorangekündigt bringen sie uns das von sureka extra für uns von hand angefertigte textilbild, das sie auch noch rahmen liessen, als geschenk mit. erstaunlich, wie exakt sie den dargestellten, farbigen blumenkorb hinter glas angefertigt hat. wir freuen uns sehr über diese geste, auch wenn der heimtransport dadurch etwas erschwert sein wird.


gemeinsam wollen wir diesen tag in der hauptstadt verbringen. asith kennt sich hier gut aus. sureka hingegen war erst wenige male und nur in beschränktem mass in der lärmigen metropole. als ein kind vom land, aus der gegend von ratnapura, da wo die edelsteine geschürft werden, hat sie sich seit tagen auf diesen ausflug gefreut. sie arbeitet als sehr beliebte und viel gelobte näherin in einer riesigen textilfabrik. jeden tag steht sie um 4 uhr auf, kocht den täglichen reis mit curry, den beide zur arbeit mitnehmen, und verlässt das haus um 6 uhr. mit dem firmenbus fährt sie 40 km weit zur arbeit und kehrt erst abends um 7 wieder nach hause zurück -  6 tage pro woche zu einem lohn von umgerechnet 60 franken.

heute wollen wir sie verwöhnen, schliesslich wird sie unseretwegen an den kommenden 74 sonntagen auf asith verzichten müssen. mit ihren langen schwarzen haaren, die ihr bis zum po reichen, wirkt sie sehr zierlich. die beiden haben sich sonntäglich herausgeputzt. asith ist dermassen stolz, uns endlich seine angetraute vorstellen zu können. er hätte sie am 5. august (meinem geburtstag) vor zwei jahren erstmals gesehen, sich in ihr lächeln verliebt und bereits am 23. august hätten sie geheiratet. ein spontanentscheid, den er nie bereuen würde. wir bummeln erst mal in aller ruhe durch die eher ruhigen seitenstrassen rund um das world trade center. in einer kleinen boutique für touristen im alten holländischen spital lade ich sureka ein, sich modeschmuck auszusuchen, so wie das alle jungen frauen auf der welt lieben. sie lässt sich zeit, wägt ab und entschliesst sich für ein paar geschmackvolle, glitzernde ohrstecker und ein armband. die verkäuferinnen sind voll des lobes für uns, weil wir ihr diesen unausgesprochenen traum erfüllen. das sind die momente, wo ich mich für unser privilegiertsein richtig geniere. mit den neu erstandenen, weihnachtlich verpackten juwelen ziehen wir weiter um die häuser. langsam wird die hitze drückend, die abgase und der verkehrslärm lassen uns ermüden. was liegt näher, als mit unserem besuch zum lunch rein in ein grosses, einheimisches restaurant an einer strassenkreuzung, wo’s schattig und kühl ist, um einen marschhalt einzulegen. das grosse büffet mit scharfen fisch- und gemüsegerichten und buntem reis in appettitlichen behältern lädt uns zum schlemmen ein. noch nie hätten sie ein restaurant von innen gesehen, geschweige denn sich an einem büffet selber bedienen können. der vom ober empfohlene dessert, ein luftiger pudding aus jaggery und kokos, schmeckt uns vieren himmlisch. langsam taut sureka auf.


jetzt fussen wir weiter nach pettah, dem orientalischen bazar nahe am grossen hafen. dieses altstadtviertel ist die eigentliche domäne geschäftstüchtiger moslems. ein unübertreffliches gewimmel von buntgekleideten menschen, hupenden autos, schwerbeladenen schmalen handkarren machen ein durchkommen schier unmöglich. strassenhändler, marktschreier, garküchen, gaukler dicht an dicht aneinandergereiht, untermalt von räucherschwaden und muezzinrufen,  – ein geschiebe und geschubste zum schwindligwerden. ein gewiefter muselmane bietet lautstark pulverisiertes rattengift an. weil ich dafür absolut keine verwendung habe schwenkt er um. für nur hundert rupies würde er mir seinen werbespruch ohne stottern herunterleiern, so dass ich diesen als exklusive handy-melodie verwenden könne. selten so gelacht! zum schenkelklopfen, so denn dazu genügend platz vorhanden gewesen wäre. ein wahres, zeitgemässes nischenprodukt. der mann ist sich meines rosafarbenen scheins mit der zahl 100 (80 rappen) sicher. mit hilfe irgend eines technisch begabten freundes werde ich das bestimmt hinkriegen.



der rattenfänger von pettah

1 ps-lastwagen



rush hour in pettah

plötzlich kommt mir in den sinn, dass asith zwingend einen umfassenden diktionär braucht, damit er während seiner weiterschulung, die in englisch abgehalten wird, auch sprachlich mitzukommen vermag. die singhalesische nudelschrift ist mir eh ein grosses rätsel. mitten im gedränge stehen wir auch schon vor einem buchladen, der das gesuchte anbietet. erleichtert und froh  über diese neuanschaffung meint asith, er hätte sonst bei den kindern seines cousins hilfe anfordern müssen. nun sei er ab sofort in der lage, sureka jeden tag zehn englische wörter beizubringen. 

wir fühlen uns von der auslage eines indischen sariladens angezogen. glanz und gloria, so weit unsere augen sehen können. perlenverzierte, auf seide gestichelte motive in allen farben und formen liegen auf den schmalen theken. es glitzert und funkelt. sureka fallen beinahe die kulleraugen aus dem kopf. betuchte, zum teil füllige frauen lassen sich von geschickten männerhänden in meterlange stoffbahnen wickeln. jetzt wühlen auch wir mit. bald einmal schreitet sureka in einem goldbestickten indischen outfit aus der umkleidekabine. sie sieht wunderhübsch aus. asith scheint sich bei diesem anblick grad neu zu verlieben. weil ich gestern im grossen gangaramayatempel nichts gespendet habe, mache ich dies wieder gut, indem wir ihr den stoff aus dem die träume sind  einpacken lassen.


zu viert und mit einigen gefüllten plasticsäcken quetschen wir uns ins nächste tuk tuk, das uns zum galle face green bringt. direkt am meer treffen sich die einheimischen an den wochenenden zum flanieren. kinder und bekopftuchte frauen lassen drachen steigen, man gönnt sich allerlei süssigkeiten, plantscht bis zu den knien in den anbrausenden wellen, picnickt im familienverband auf strohmatten und wartet auf den sonnenuntergang am endlos weiten horizont. an den hochhäusern und hotelfassaden gehen langsam die vielen weihnachtlichen lichterketten an. kitschig geschmückte christbäume, am boden betende muslime, safranfarbene buddhistische mönche, schwarzverschleierte muslimas, dunkelhäutige beschnautzte tamilen, asketische hindus -  ein absolut tolerantes zusammenleben ist hier selbstverständlich. in allen vier wochen unseres hierseins haben wir keine einzige aggressive situation erlebt, weder auf verstopften strassen noch beim anstehen an tempeleingängen oder sonstwo. sri lanka hat sich nach schweren kriegsjahren in ein sehr friedliches land verwandelt.



unser zusammensein beenden wir mit einem nachtessen bei unserem inder. wir bestellen paper-dosas. ca. 40 cm lange, grosse, hauchdünne, knusprige teigrollen, gefüllt mit kartoffelcurry. ein  langer, für alle unvergesslicher tag geht zu ende. bevor asith und sureka den nachtzug nach aluthgama besteigen gönnen wir uns zur krönung ein italienisches gelato im carnival icecreamshop, der direkt vor unserem b&b liegt.





wir erleichtern uns den abschied mit der aussicht, dass wir vier im kommenden august die grosse pehahera - ein tempelfest mit über hundert geschmückten elephanten - in kandy besuchen könnten. big big hugs, ein paar tränen fliessen  – unsere wege trennen sich.

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