Donnerstag, 8. Dezember 2011

von blüten und buddhas


asith kommt uns wie an jedem morgen bei unserem strandlauf um 6 uhr entgegen. er hat erst seine frau zum bus gebracht und anschliessend eine entdeckung gemacht, die ihn sehr beschäftigt. ein mann würde nachts mit einer taschenlampe die stellen im sand markieren, da wo die meeresschildkröten ihre eier vergraben. am frühen morgen vor tagesanbruch grabe er diese aus und verkaufe sie an händler, die diese eier ausbrüten lassen, um die ausgeschlüpften tiere dann als touristenattraktion in gutes geld umzumünzen.

wir verabreden uns für heute um 3 vor dem hotel. er kann überzeit einziehen, weil er uns unbedingt den tempel in seinem dschungeldorf zeigen will. mit zu sich nach hause könne er uns nicht nehmen, weil ihn das zu sehr geniere, denn das sehr alte haus seiner eltern wäre in keinem sehr guten zustand.


weil heute unser letzter offizieller behandlungstag ist, werden wir mit einem blütenbad belohnt. das hat uns fast umgehauen. der jüngste der crew hat ein wahres kunstwerk aus weissen, roten, blauen, und gelben blüten aufs wasser gezaubert. wie bei einem tibetischen mandala war es der sinn, durch unser einsteigen in die wanne dieses zu zerstören. ein wunderschöner, unvergesslicher abschluss.

mit dem tuk tuk und unserem fahrer asanth fuhren wir drei erst in ein internetcafe. hansjürg richtete asith eine mail-adresse ein. der clevere junge mann hat sehr rasch begriffen, wie das vor sich geht. einmal mehr strahlte er übers ganze gesicht. am letzten sonntag war er ja zum ersten mal in colombo zur einführung seines lehrgangs an der technischen schule für textiles. 24 junge menschen würden mit ihm alles wichtige zur herstellung von bekleidung lernen. von 9 lehrerinnen und lehrern würden sie unterrichtet. zudem berichtete er einiges über seinen jetzigen job als vorarbeiter. wenn er zum beispiel den auftrag für 500 neue blusen, die später nach england geliefert werden, erhalte, müsse er für die 24 arbeitsgänge die richtigen arbeiterinnen anweisen. er sei immer gut und freundlich zu ihnen, auch wenn die mädels jeweils am morgen dauernd über die telenovela vom vorabend quatschen würden. da müsse er halt etwas streng werden. z.b. müsse ja ein kragen, wenn man diesen hoch halte, kerzengerade sein und nicht wie eine srilankische banane aussehen. auch bei den ganz teuren bhs wisse er worauf es ankomme. sie stellen still-bhs und push-ups her. er ist so witzig und humorvoll. auch beherrsche er jede knopfannäh- und knopflochmaschine. von nun an könne er auch die e-mails selber beantworten und sich mit seinen neuen klassenkameraden austauschen. er ist unheimlich wissbegierig und lernfreudig. so weiss er, wieviel die autorin von harry potter verdient hat, was hilary clinton grad vorhat und dass obamas frau michelle ihr gemüse selbst anpflanzt. und hier wollten alle frauen unbedingt nach colombo zu cooking-classes
fahren. 'how to bake a chocolate cake'.

wir fuhren im tuk tuk erst mal übers bahngeleise, dann auf einer löchrigen strasse durch ein dorf. asith meinte, er hätte im tv gesehen, wie gut die strassen in der schweiz und wieviele tunnels dort durch die berge gebaut worden seien. auch über schleusen im rhein weiss er bescheid. diese technik fasziniert ihn. schon bald erreichten wir den tempel, wo ein paar knaben ihr mönchsein absolvieren. sie sind sehr neugierig. asith kennt sie natürlich alle, weil er jeden sonntag hier ist. dank ihm dürfen wir die innenräume betreten. was wir hier sahen war schlichtweg einmalig. vorne steht ein riesiger buddha. auf beiden seiten, wie in einer katholischen kirche, knien an die hundert mönche, alle aus gips geformt, naturgetreu bemalt. die täuschung war echt, erst dachte ich, dass hier eine versammlung abgehalten wird. eine intensive, spirituelle stimmung erfasste uns. asith hat auf einem grossen, grünen blatt eine handvoll weisse blüten mitgebracht. er teilte sie für uns auf und wir legten sie gemeinsam zu buddhas füssen.





weiter gings auf einer steilen treppe hinauf zu der grossen weissen dagoba. von hier oben blickten wir über das blätterdach des dschungels, sichteten reisfelder und den indischen ozean. hier zündeten wir vor einem weissen buddha für maura die mitgebrachten christbaumkerzen an. asith meinte andächtig:  ‚sie ist jetzt auch meine schwester’. an seiner starken hand gelang ich schiesslich die steile treppe wieder runter. unter dem bodibaum waren bereits ein paar frauen und mädchen aus dem dorf versammelt. sie richteten kleine öllichter und blütengebilde her. und schon streckten uns einige hände ihre kunstwerke entgegen, damit auch wir ein kleines opfer unter den baum legen konnten. ganz beglückt fuhren wir zurück.




weil der mann mit den wenigen kokosnüssen wieder an der strasse vor unserem hotel stand, sah ich, dass sein linker arm einen dürftigen verband um hatte. also holte ich eilends die restlichen elastischen binden vom flohmivorrat aus meinem zimmer. jetzt zeigte uns der mann seinen gebrochenen arm, der oberhalb des ellbogens rechtwinklig geteilt ist. nur zu gerne nahm er die neuen binden entgegen. weil er alleine lebt und keiner arbeit nachgehen kann drückte ihm hansjürg auch noch einige rupies in die hand.


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